Heute muss wohl echt mein Glückstag seindachte ich. Ich finde eine neue Herde(bis jetzt sind wir ja nur zu zweit,aber das kann ja noch werden) und das Wetter bietet sich zum schwimmen richtig an. Nach einer flotten Töltstrecke,lichtete sich vor uns der Wald und ein See wurde sichtbar. Ein leichter Wind fuhr mir über die Kruppe und durch die warmen Strahlen der Sonne schien es als würde der See leicht leuchten. Je näher wir den kühlen Fluten kahmen,umso stärker stieg in mir eine freudig kribbelnde Erwartung hoch. Meine Mutter hatte mir schon im jüngsten Füllenalter eingeschärft,dass man sich fremden Ufern immer erst vorsichtig nähert und sie auf mögliche Gefahren prüft,bevor man hineingeht. Dieser Warnung bewusst lief ich langsam näher an den See heran.Ich habe noch nie an die Märchen geglaubt,die unter den Jüngsten für Angst und Schrecken sorgen - aber man kann ja nie wissen ob da nicht doch der Achtpfotige Wolf unter der Oberfläche lauert....
Gemeinsam mit Soertly ging ich ans Ufer. Ich senkte meine Nase und schaute ins Wasser. Es war klar und ich konnte sogar ein wenig den Grund sehen, der nicht allzu tief war. Auf einmal hob ich den Kopf, quietschte, buckelte,raste los - mitten ins Wasser. Es spritzte von allen Seiten und ein paar kleine Erdbrocken flogen hoch. Soertly muss wohl gehörig nass geworden sein, bei meiner plötzlichen "Rein ins Wasser - Buckeln und Quietsch" - Aktion. Ich galoppierte durch das kühle Wasser,während mir die Sonne auf das Fell schien. Immer ieder warf ich meine Hinterbeine in die Luft und stieg manchmal. Danach ging ich ins tiefere Wasser, bis ich nicht mehr stehen konnte und meine Hufe allmählich den Boden nicht mehr berührten ,da begann ich zu schwimmen.
Nach Sammys wildem Galopp ins Wasser,bin ich sowieso schon nass geworden-was hält also noch am Ufer?dachte ich und sprang Sammy hinterher. Es tat wirklich gut mir den Schmutz meiner Reise aus dem Fell zu waschen und ich genoss das kühle Wasser,das meine erhitzten Beine und meinen nassen Hals umspülte. Nach dem Schwimmen werde ich mich ordentlich im Sand wälzen dachte ich und schwamm zu Sammy hinüber hoffentlich weiß Sammy einen guten Schlafplatz
mittlerweile war auch Soertly ins wasser gekommen und schwamm mit mir. Das Wasser war angenehm kühl und durch unsere Bewegungen bildeten sich kleine Wellen. "Sollen wir auf die andere Seite schwimmen ? Wenn wir hier quer zu der großen Tanne am Ufer schwimmen müssen wir nicht den gesamten See durchqueren, haben aber trotzdem viel geschwommen und wir können außenrum zurückgaloppieren - oder tölten ." Ich schwamm ein Stück voraus, während die Sonne bereits anfing langsam unterzugehen und den See und das umliegende Land in Rot- und Orangetöne tauchte.
"Gute Idee." antwortete ich und folgte Sammy. Die Sonne ging gerade unter und das umliegende Wasser wurde von ihren letzten warmen Strahlen zum leuchten gebracht und es schien als würde der umliegende Wald in Flammen stehen. Der warme Wind hatte sich zwar gelegt,aber die Luft war noch immer angenehm warm. Plötzlich und nur kurz roch ich den angenehm würzigen Geruch eines anderen Pferdes. Hatte ich mich getäuscht? Nein dachte ich ganz sicher nicht . Schnell schwamm ich Sammy hinterher,ich musste ihm meinem Verdacht mitteilen. Was machte ein anderes Pferd in diesem Gebiet? Ob Sammy schon davon wusste?
Zusammen schwammen wir noch ein ganze Stück, bis wir ans Ufer kamen und ich langsam wieder sandigen Boden unter meinen Hufen spürte. Ich schüttelte mir das Wasser aus dem Fell und prustete. Was waren wir doch jetzt sauber... Na ja, das würde nicht lange so bleiben. Soertly kam ans Ufer und kam ebenfalls langsam aus dem Wasser. Er sah aus, als ob er mir was sagen wollte. "Du siehst aus,als hätte dir der achtpfotige Wolf in den Schweif gebissen... -Du schaust so...,als hättest du was gefunden oder so." Die Sonne war inzwischen immer weiter untergegangen und man sah nur noch ein wenig von ihren Strahlen. In vielleicht einer halben Stunde würde es stockfinster sein. "Wo sollen wir diese Nacht schalfen? Ich schlafe eigentlich immer am Herdenplatz, aber wir können auch zur Höhle gehen... Auf jeden Fall sollten wir nicht mehr allzu lange warten, ich glaube zwar eigentlich nicht, dass hier irgendein Raubtier auf uns lauert, aber nachts war ich hier noch nicht..."
"Lass uns lieber zum Herdenplatz gehen.Die Höhle würde ich persönlich lieber bei Tag auskunschaften."antwortete ich. Eigentlich wollte ich Sammy erst am Schlafplatz von meinem Verdacht erzählen,doch genau genommen war nicht nur die Nachricht so wichtig,sondern auch meine Aufregung zu groß: "Gibt es hier in der Nähe noch eine andere Herde?" sprudelte es aus mir hervor "Denn als wir gerade den See überquert haben roch es plötzlich so komisch...,irgendwie nach Pferd"
"Auf der Insel gibt es sicherlich noch ein oder zwei andere Herden,ansonsten wären wir beide ja nicht hier. Wir sind ja beide als Junghengste aus der Herde gegangen, ich schätze, hier sind noch vielleicht 30 andere Pferde auf der Insel, aber diese ist so riesig ,dass wir denen eigentlich nicht allzu oft begegnen müssten.Aber vielleicht will sich ein Pferd uns anschließen, oder eins mit uns kämpfen...Worauf ich allerdings nicht allzu viel Lust habe,aber wenn, dann wären wir immerhin noch zu zweit...Sollen wir zurück galoppieren?" Ich scharrte mit dem Vorderhuf und schnaubte. "In einer Viertelstunde ist es ganz dunkel." Aufgeregt schlug ich mit dem Schweif und schüttelte meine Mähne, aus der immer noch Wassertropfen herausfielen. "Sollen wir?",fragte ich und dann raste ich los, wobei meine Hufe kaum noch den Boden berührten und der Wind mir um die Ohren blies. Ich schaute ein wenig nach hinten indem ich den Kopf drehte und sah,dass Soertly mir ganz dicht auf den Fersen ääh Hufen war. "Du holst mich eh nicht ein!",rief ich voller Freude und galoppierte ein wenig schneller, aber Soertly galoppierte mittlerweile bereits neben mir.
Gerade als ich antworten wollte rannte Sammy in wildem Galopp davon. Das kann ich mir nicht entgehen lassen dachte ich und galoppierte ihm hinterher. So flogen wir eine Zeit lang nebeneinander her und die Sonne ging unter,während die Bäume an uns vorbeischwirrten. Zwischendurch mussten wir immer wieder den großen Kiefern ausweichen,deren eleganten und schlanken Stämme uns in die Quere kamen. Nachdem wir den See umrundet hatten,tauchten wir wieder in den Wald ein,der nach kurzer Zeit wieder lichter wurde,bis der Herdenplatz schließlich vor uns lag. Als ich diese schöne Fläche vor mir sah vollführte ich erst noch mal ein paar ausgelassene Bocksprünge bis ich langsam ich den Schritt überging.